(2025) Ravel: Piano Works
Kategorie(n): Debüt Piano
Instrument(e): Piano
Hauptkomponist: Maurice Ravel
CD-Set: 1
Katalog Nr.:
CD 3136
Freigabe: 31.10.2025
EAN/UPC: 7619931313627
(Wird einige Tage vor dem Veröffentlichungsdatum verschickt).
Dieses Album ist jetzt neu aufgelegt worden. Bestellen Sie es jetzt zum Sonderpreis vor.
CHF 18.50
Dieses Album ist nicht mehr auf CD erhältlich.
Dieses Album ist noch nicht veröffentlicht worden. Bestellen Sie es jetzt vor.
CHF 18.50
Dieses Album ist nicht mehr auf CD erhältlich.
CHF 18.50
Inklusive MwSt. für die Schweiz und die EU
Kostenloser Versand
Dieses Album ist nicht mehr auf CD erhältlich.
Inklusive MwSt. für die Schweiz und die EU
Kostenloser Versand
Dieses Album ist jetzt neu aufgelegt worden. Bestellen Sie es jetzt zum Sonderpreis vor.
CHF 18.50
Dieses Album ist nicht mehr auf CD erhältlich.
This album has not been released yet.
Pre-order it at a special price now.
CHF 18.50
Dieses Album ist nicht mehr auf CD erhältlich.
CHF 18.50
Dieses Album ist nicht mehr auf CD erhältlich.
SPOTIFY
(Verbinden Sie sich mit Ihrem Konto und aktualisieren die Seite, um das komplette Album zu hören)
RAVEL: PIANO WORKS
Über dieses Album
Die Klaviermusik von Maurice Ravel (1875-1937) wird, zusammen mit derjenigen seines Zeitgenossen Claude Debussy, oft als die Quintessenz der französischen impressionistischen Musik angesehen. Die Realität ist jedoch komplexer. Ravel und Debussy hatten beide eine ausgesprochene Abneigung gegen den Begriff «impressionistisch», und obschon Ravel in Südfrankreich geboren wurde, hatte er nicht viel «Französisches» an sich. Sein Vater war Schweizer (nicht umsonst gab Strawinsky Ravel den Spitznamen «Schweizer Uhrmacher»), während seine Mutter aus dem spanischen Baskenland stammte. Wäre er acht Kilometer weiter südlich geboren worden, hätte Spanien Ravel für sich beanspruchen können. Doch nur wenige Monate nach seiner Geburt zog die Familie nach Paris, sodass Maurice für seine musikalische Ausbildung von allem profitieren konnte, was die französische Hauptstadt zu bieten hatte.
Ravels erste Lehrer hatten alle das Pariser Konservatorium besucht – lange Zeit eine der renommiertesten Einrichtungen dieser Art in Europa –, und er selbst wurde im November 1889 dort aufgenommen. Nach anfänglichen Erfolgen liessen seine Leistungen jedoch nach, und 1895 verliess er das Konservatorium. Zwei Jahre später kehrte er zurück, doch sein problematisches Verhältnis zur Institution verbesserte sich nicht. Von 1900 bis 1905 bewarb er sich fünf Mal erfolglos beim Wettbewerb um den Prix de Rome, den vor ihm so viele illustre Vorgänger, etwa Hector Berlioz und Debussy, gewonnen hatten. Bei seinem letzten Versuch hatte er sich jedoch ausserhalb des Konservatoriums schon einen solchen Ruf erworben, dass seine Ausscheidung einen wahren Skandal auslöste und den Direktor zum Rücktritt zwang.
Pavane pour une Infante défunte (Pavane für eine verstorbene Prinzessin) von 1899 ist Ravels frühestes Klavierwerk, das ins Repertoire aufgenommen wurde, und es erlangte eine solche Popularität, dass der Komponist später erklärte, er schätze es nicht besonders. Doch das Stück verdient seinen Ruhm durchaus, und in seiner scheinbaren Einfachheit lässt es viele Aspekte des späteren Ravel erahnen, von seinem halb-modalen Charakter, der uns im Unklaren darüber lässt, in welcher Tonart wir uns befinden, bis hin zu seiner festen Verankerung im Bass – ganz zu schweigen von der Art und Weise, wie es Ravel gelingt, die Bedeutung einer Passage zu verändern, indem er sie mit einer anderen Harmonie in der Melodielinie wiederholt.
Jeux d’eau (Wasserspiele) entstand 1901, nur zwei Jahre später, doch mit seinen funkelnden, hinzugefügten grossen Sexten und Septimen begegnet uns Ravel hier schon als gereifter Komponist. Vorbild für das Werk war Franz Liszts Klavierstück ‘Jeux d’eau à la Villa d’Este’ von 1882, dessen Arpeggios, die sprudelndes Wasser nachahmen, zum Vorbild für alle Wasserstücke des frühen 20. Jahrhunderts wurden. Als Ravel einmal gefragt wurde, wie sein Stück gespielt werden sollte, antwortete er angeblich (zweifellos sarkastisch): ‘wie Liszt’. Doch während die schnellen Figurationen bei Liszt überwiegend an der Oberfläche bleiben, sind Ravels Klanggefüge komplexer. Das wird etwa in den zwei letzten Seiten klar, wo das Wasser in Arpeggios der rechten Hand über eine pentatonische Melodie in der Mitte der Klaviatur plätschert, während die Basslinie langsam und unaufhaltsam zur Tonika hinabsteigt. Wie Maurice Ravel später selbst bemerkte, war es sein Jeux d’eau, das Debussy und anderen als Modell diente und ihnen zeigte, wie ihre Generation die Möglichkeiten des modernen Klaviers voll ausschöpfen konnte. Es lieferte auch anderen Komponisten Ideen, die noch weiter reichten – die mittlere Kadenz mit ihrem Nebeneinander von C- und Fis-Dur wirkt heute geradezu zukunftsweisend, wenn man an Igor Strawinskys Petruschka denkt.
Um 1902 schloss sich Ravel einer Gruppe von Künstlern an, die sich Les Apaches (die Raufbolde) nannte; ihnen widmete er die fünf programmatischen Sätze seiner Klaviersuite Miroirs aus den Jahren 1904-1905. Noctuelles (Motten) beginnt ohne jeden Sinn für Tonalität – parallele (gebrochene) Akkorde in Triolen der linken Hand begleiten eine stark chromatisch geprägte, aufsteigende Sechzehntel-Figur der rechten Hand. Am Ende kadenziert der Satz jedoch klar in Des-Dur, und wie viele von Ravels Stücken (einschliesslich Jeux d’eau) ist es in einer eigenwilligen Sonatenform gehalten. Der zweite Satz von Miroirs, ‘Oiseaux tristes’ (traurige Vögel), und der fünfte, ‘Vallée des cloches’ (Tal der Glocken), wurden vermutlich von Ravels Erfahrungen in Paris und seiner Umgebung inspiriert – von den zahlreichen Mittagsglocken der Stadt und vom Wald von Fontainebleau (in diesem Stück ist aber auch das wiederholte Gis aus Liszts La campanella zu hören). Nr. 3, ‘Une barque sur l’océan’ (ein Boot auf dem Ozean) ist wohl Ravels gelungenstes Wasserstück – hier schildert er das Meer mit seinen Wogen –, während Nr. 4, Alborada del gracioso ‘Morgenlied des Narren’, eine seiner vielen tänzerischen Hommagen an die spanische Heimat seiner Mutter ist, wobei der Humor und die scheinbare Ausgelassenheit des Stücks in eine Form gebannt sind, die Ravel einst als ‘streng wie eine Fuge von Bach’ bezeichnete.
Ravels engster Freund unter den Apaches war ein Mann, den er seit seiner Jugendzeit kannte: der spanische Pianist Ricardo Viñes, der schon sehr jung ebenfalls nach Paris gezogen war. Viñes kannte alle führenden Komponisten in Paris, und er war es, der Ravel und Debussy später gegenseitig über ihre Werke auf dem Laufenden hielt, nachdem die Freundschaft der beiden Komponisten aufgrund der Parteinahme ihrer jeweiligen Anhänger in Rivalität umgeschlagen war. Viñes war es auch, der Ravel indirekt zu seinem grössten und ehrgeizigsten Klavierwerk inspirierte, indem er ihn auf die Sammlung der Prosagedichte von Aloysius Bertrand (1807-1841) mit dem Titel Gaspard de la nuit aufmerksam machte. 1908 komponierte Ravel nach diesen Gedichten drei gross angelegte Stücke, die als Gruppe unter dem gleichen Titel wie der Gedichtband veröffentlicht wurde. Es handelt sich um Ondine (eine Wassernixe), Le gibet (Der Galgen) und Scarbo (ein listiger Kobold). In der Musik zu Ondine klingen Ravels andere «Wasserstücke» an, wenn auch auf einem höheren virtuosen Niveau (man höre zum Beispiel, wie gegen Ende des Stücks die rechte Hand eine schillernde Textur erzeugt, um eine modale Melodie im mittleren Teil der Klaviatur zu begleiten, die von einer überwiegend statischen Bassstimme untermalt wird). Im zweiten Stück führt uns ein hartnäckig wiederholtes B die langsam verwesende Leiche des Gehängten fast plastisch vor Augen (Ricardo Viñes beklagte sich bei Ravel, dass das von ihm gewünschte langsame Tempo das Publikum langweilen würde, doch tatsächlich ist es wesentlich für die Wirkung des Stücks). Die Flamenco-Rhythmen in Scarbo, mit denen der gestikulierende, sich drehende Kobold charakterisiert wird, führen uns erneut in spanische Gefilde, diesmal jedoch mit einer Komplexität in der pianistischen Umsetzung, die das Stück zu einem der schwierigsten des gesamten Klavierrepertoires macht. Jedes der drei Stücke ist wiederum in einer Ravel’schen Version der Sonatenform gehalten, wobei die Abfolge des musikalischen Materials aus der Exposition in der Reprise nicht zwingend eingehalten wird. Ricardo Viñes, der schon Ravels Pavane, Jeux d’eau und Miroirs zur Uraufführung gebracht hatte, bestritt im Januar 1909 in der Salle Érard in Paris auch die Uraufführung von Gaspard de la nuit.
Mit seiner kompositorischen Raffinesse und beeindruckenden Virtuosität stellt Gaspard de la nuit den Höhepunkt von Ravels Klavierliteratur dar. Seine wenigen anderen Werke für Soloklavier weisen eher neoklassizistische Anklänge auf, und sein Interesse galt danach vor allem dem Orchester, dem Ballett und der Oper. Das Instrument feierte dann zwanzig Jahre nach Gaspard mit den beiden Klavierkonzerten noch einmal einen abschliessenden Triumph.
Chris Walton
aus dem Englischen von Gabriela Zehnder
TANJA HOTZ
Die schweizerisch-isländische Pianistin Tanja Hotz wurde in Haifa, Israel, geboren und wuchs im Kanton Zug in der Schweiz auf. Bereits früh kam sie durch ihre Mutter mit dem Klavierspiel in Berührung und unternahm erste eigene Kompositionsversuche.
Ab dem siebten Lebensjahr erhielt sie Klavierunterricht bei Madeleine Hoppe-Nussbaumer an der Musikschule der Stadt Zug. Neben dem Klavier widmete sie sich auch der Violine, der Querflöte, dem Gesang und dem Violoncello sowie der Musiktheorie und der Komposition. Sie nahm an Meisterkursen in Klavier, Komposition und Kammermusik teil. Mehrfach wurde sie beim Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb in den Kategorien Klavier und Komposition ausgezeichnet.
Nach der Matura begann sie ihr Klavierstudium bei Adrian Oetiker an der Hochschule für Musik Basel und belegte ergänzend die Fächer Komposition bei Georg Friedrich Haas sowie Improvisation bei Rudolf Lutz. 2014 schloss sie den Bachelor mit Auszeichnung ab. Es folgte ein Masterstudium in Klavier Performance an der Hochschule für Musik und Theater München, das sie 2016 ebenfalls mit Bestnote abschloss. Anschließend studierte sie Komposition und Musiktheorie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Martin Lichtfuss, wo sie gleichzeitig ihre pianistische Ausbildung bei Lilya Zilberstein vertiefte.
Neben der Musik widmet Tanja sich der bildenden Kunst. Von der Natur inspiriert, fotografiert, zeichnet und malt sie – oft angeregt durch Formen, Farben und Strukturen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei ihrem interdisziplinären Ansatz, in dem sie Interpretation, Komposition und bildnerisches Schaffen miteinander verbindet. Im Rahmen ihres Masterprojekts an der Zürcher Hochschule der Künste, wo sie 2020 ihren pädagogischen Masterabschluss bei Eckart Heiligers erlangte, vereinte sie Musik, Poesie und Malerei in einem Konzert, in dem sie Maurice Ravels Gaspard de la Nuit und Robert Schumanns Sinfonische Etüden interpretierte und eigene Gemälde zu den Themen präsentierte.
Seit August 2020 teilt Tanja Hotz ihre Leidenschaft und ihr Wissen als Klavierlehrerin an der Musik-Akademie Basel.
(2025) Ravel: Piano Works - CD 3136
Über dieses Album
Die Klaviermusik von Maurice Ravel (1875-1937) wird, zusammen mit derjenigen seines Zeitgenossen Claude Debussy, oft als die Quintessenz der französischen impressionistischen Musik angesehen. Die Realität ist jedoch komplexer. Ravel und Debussy hatten beide eine ausgesprochene Abneigung gegen den Begriff «impressionistisch», und obschon Ravel in Südfrankreich geboren wurde, hatte er nicht viel «Französisches» an sich. Sein Vater war Schweizer (nicht umsonst gab Strawinsky Ravel den Spitznamen «Schweizer Uhrmacher»), während seine Mutter aus dem spanischen Baskenland stammte. Wäre er acht Kilometer weiter südlich geboren worden, hätte Spanien Ravel für sich beanspruchen können. Doch nur wenige Monate nach seiner Geburt zog die Familie nach Paris, sodass Maurice für seine musikalische Ausbildung von allem profitieren konnte, was die französische Hauptstadt zu bieten hatte.
Ravels erste Lehrer hatten alle das Pariser Konservatorium besucht – lange Zeit eine der renommiertesten Einrichtungen dieser Art in Europa –, und er selbst wurde im November 1889 dort aufgenommen. Nach anfänglichen Erfolgen liessen seine Leistungen jedoch nach, und 1895 verliess er das Konservatorium. Zwei Jahre später kehrte er zurück, doch sein problematisches Verhältnis zur Institution verbesserte sich nicht. Von 1900 bis 1905 bewarb er sich fünf Mal erfolglos beim Wettbewerb um den Prix de Rome, den vor ihm so viele illustre Vorgänger, etwa Hector Berlioz und Debussy, gewonnen hatten. Bei seinem letzten Versuch hatte er sich jedoch ausserhalb des Konservatoriums schon einen solchen Ruf erworben, dass seine Ausscheidung einen wahren Skandal auslöste und den Direktor zum Rücktritt zwang.
Pavane pour une Infante défunte (Pavane für eine verstorbene Prinzessin) von 1899 ist Ravels frühestes Klavierwerk, das ins Repertoire aufgenommen wurde, und es erlangte eine solche Popularität, dass der Komponist später erklärte, er schätze es nicht besonders. Doch das Stück verdient seinen Ruhm durchaus, und in seiner scheinbaren Einfachheit lässt es viele Aspekte des späteren Ravel erahnen, von seinem halb-modalen Charakter, der uns im Unklaren darüber lässt, in welcher Tonart wir uns befinden, bis hin zu seiner festen Verankerung im Bass – ganz zu schweigen von der Art und Weise, wie es Ravel gelingt, die Bedeutung einer Passage zu verändern, indem er sie mit einer anderen Harmonie in der Melodielinie wiederholt.
Jeux d’eau (Wasserspiele) entstand 1901, nur zwei Jahre später, doch mit seinen funkelnden, hinzugefügten grossen Sexten und Septimen begegnet uns Ravel hier schon als gereifter Komponist. Vorbild für das Werk war Franz Liszts Klavierstück ‘Jeux d’eau à la Villa d’Este’ von 1882, dessen Arpeggios, die sprudelndes Wasser nachahmen, zum Vorbild für alle Wasserstücke des frühen 20. Jahrhunderts wurden. Als Ravel einmal gefragt wurde, wie sein Stück gespielt werden sollte, antwortete er angeblich (zweifellos sarkastisch): ‘wie Liszt’. Doch während die schnellen Figurationen bei Liszt überwiegend an der Oberfläche bleiben, sind Ravels Klanggefüge komplexer. Das wird etwa in den zwei letzten Seiten klar, wo das Wasser in Arpeggios der rechten Hand über eine pentatonische Melodie in der Mitte der Klaviatur plätschert, während die Basslinie langsam und unaufhaltsam zur Tonika hinabsteigt. Wie Maurice Ravel später selbst bemerkte, war es sein Jeux d’eau, das Debussy und anderen als Modell diente und ihnen zeigte, wie ihre Generation die Möglichkeiten des modernen Klaviers voll ausschöpfen konnte. Es lieferte auch anderen Komponisten Ideen, die noch weiter reichten – die mittlere Kadenz mit ihrem Nebeneinander von C- und Fis-Dur wirkt heute geradezu zukunftsweisend, wenn man an Igor Strawinskys Petruschka denkt.
Um 1902 schloss sich Ravel einer Gruppe von Künstlern an, die sich Les Apaches (die Raufbolde) nannte; ihnen widmete er die fünf programmatischen Sätze seiner Klaviersuite Miroirs aus den Jahren 1904-1905. Noctuelles (Motten) beginnt ohne jeden Sinn für Tonalität – parallele (gebrochene) Akkorde in Triolen der linken Hand begleiten eine stark chromatisch geprägte, aufsteigende Sechzehntel-Figur der rechten Hand. Am Ende kadenziert der Satz jedoch klar in Des-Dur, und wie viele von Ravels Stücken (einschliesslich Jeux d’eau) ist es in einer eigenwilligen Sonatenform gehalten. Der zweite Satz von Miroirs, ‘Oiseaux tristes’ (traurige Vögel), und der fünfte, ‘Vallée des cloches’ (Tal der Glocken), wurden vermutlich von Ravels Erfahrungen in Paris und seiner Umgebung inspiriert – von den zahlreichen Mittagsglocken der Stadt und vom Wald von Fontainebleau (in diesem Stück ist aber auch das wiederholte Gis aus Liszts La campanella zu hören). Nr. 3, ‘Une barque sur l’océan’ (ein Boot auf dem Ozean) ist wohl Ravels gelungenstes Wasserstück – hier schildert er das Meer mit seinen Wogen –, während Nr. 4, Alborada del gracioso ‘Morgenlied des Narren’, eine seiner vielen tänzerischen Hommagen an die spanische Heimat seiner Mutter ist, wobei der Humor und die scheinbare Ausgelassenheit des Stücks in eine Form gebannt sind, die Ravel einst als ‘streng wie eine Fuge von Bach’ bezeichnete.
Ravels engster Freund unter den Apaches war ein Mann, den er seit seiner Jugendzeit kannte: der spanische Pianist Ricardo Viñes, der schon sehr jung ebenfalls nach Paris gezogen war. Viñes kannte alle führenden Komponisten in Paris, und er war es, der Ravel und Debussy später gegenseitig über ihre Werke auf dem Laufenden hielt, nachdem die Freundschaft der beiden Komponisten aufgrund der Parteinahme ihrer jeweiligen Anhänger in Rivalität umgeschlagen war. Viñes war es auch, der Ravel indirekt zu seinem grössten und ehrgeizigsten Klavierwerk inspirierte, indem er ihn auf die Sammlung der Prosagedichte von Aloysius Bertrand (1807-1841) mit dem Titel Gaspard de la nuit aufmerksam machte. 1908 komponierte Ravel nach diesen Gedichten drei gross angelegte Stücke, die als Gruppe unter dem gleichen Titel wie der Gedichtband veröffentlicht wurde. Es handelt sich um Ondine (eine Wassernixe), Le gibet (Der Galgen) und Scarbo (ein listiger Kobold). In der Musik zu Ondine klingen Ravels andere «Wasserstücke» an, wenn auch auf einem höheren virtuosen Niveau (man höre zum Beispiel, wie gegen Ende des Stücks die rechte Hand eine schillernde Textur erzeugt, um eine modale Melodie im mittleren Teil der Klaviatur zu begleiten, die von einer überwiegend statischen Bassstimme untermalt wird). Im zweiten Stück führt uns ein hartnäckig wiederholtes B die langsam verwesende Leiche des Gehängten fast plastisch vor Augen (Ricardo Viñes beklagte sich bei Ravel, dass das von ihm gewünschte langsame Tempo das Publikum langweilen würde, doch tatsächlich ist es wesentlich für die Wirkung des Stücks). Die Flamenco-Rhythmen in Scarbo, mit denen der gestikulierende, sich drehende Kobold charakterisiert wird, führen uns erneut in spanische Gefilde, diesmal jedoch mit einer Komplexität in der pianistischen Umsetzung, die das Stück zu einem der schwierigsten des gesamten Klavierrepertoires macht. Jedes der drei Stücke ist wiederum in einer Ravel’schen Version der Sonatenform gehalten, wobei die Abfolge des musikalischen Materials aus der Exposition in der Reprise nicht zwingend eingehalten wird. Ricardo Viñes, der schon Ravels Pavane, Jeux d’eau und Miroirs zur Uraufführung gebracht hatte, bestritt im Januar 1909 in der Salle Érard in Paris auch die Uraufführung von Gaspard de la nuit.
Mit seiner kompositorischen Raffinesse und beeindruckenden Virtuosität stellt Gaspard de la nuit den Höhepunkt von Ravels Klavierliteratur dar. Seine wenigen anderen Werke für Soloklavier weisen eher neoklassizistische Anklänge auf, und sein Interesse galt danach vor allem dem Orchester, dem Ballett und der Oper. Das Instrument feierte dann zwanzig Jahre nach Gaspard mit den beiden Klavierkonzerten noch einmal einen abschliessenden Triumph.
Chris Walton
aus dem Englischen von Gabriela Zehnder
TANJA HOTZ
Die schweizerisch-isländische Pianistin Tanja Hotz wurde in Haifa, Israel, geboren und wuchs im Kanton Zug in der Schweiz auf. Bereits früh kam sie durch ihre Mutter mit dem Klavierspiel in Berührung und unternahm erste eigene Kompositionsversuche.
Ab dem siebten Lebensjahr erhielt sie Klavierunterricht bei Madeleine Hoppe-Nussbaumer an der Musikschule der Stadt Zug. Neben dem Klavier widmete sie sich auch der Violine, der Querflöte, dem Gesang und dem Violoncello sowie der Musiktheorie und der Komposition. Sie nahm an Meisterkursen in Klavier, Komposition und Kammermusik teil. Mehrfach wurde sie beim Schweizerischen Jugendmusikwettbewerb in den Kategorien Klavier und Komposition ausgezeichnet.
Nach der Matura begann sie ihr Klavierstudium bei Adrian Oetiker an der Hochschule für Musik Basel und belegte ergänzend die Fächer Komposition bei Georg Friedrich Haas sowie Improvisation bei Rudolf Lutz. 2014 schloss sie den Bachelor mit Auszeichnung ab. Es folgte ein Masterstudium in Klavier Performance an der Hochschule für Musik und Theater München, das sie 2016 ebenfalls mit Bestnote abschloss. Anschließend studierte sie Komposition und Musiktheorie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bei Martin Lichtfuss, wo sie gleichzeitig ihre pianistische Ausbildung bei Lilya Zilberstein vertiefte.
Neben der Musik widmet Tanja sich der bildenden Kunst. Von der Natur inspiriert, fotografiert, zeichnet und malt sie – oft angeregt durch Formen, Farben und Strukturen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei ihrem interdisziplinären Ansatz, in dem sie Interpretation, Komposition und bildnerisches Schaffen miteinander verbindet. Im Rahmen ihres Masterprojekts an der Zürcher Hochschule der Künste, wo sie 2020 ihren pädagogischen Masterabschluss bei Eckart Heiligers erlangte, vereinte sie Musik, Poesie und Malerei in einem Konzert, in dem sie Maurice Ravels Gaspard de la Nuit und Robert Schumanns Sinfonische Etüden interpretierte und eigene Gemälde zu den Themen präsentierte.
Seit August 2020 teilt Tanja Hotz ihre Leidenschaft und ihr Wissen als Klavierlehrerin an der Musik-Akademie Basel.
Return to the album | Read the booklet | Composer(s): Maurice Ravel | Main Artist: Tanja Hotz