(2026) Vivaldi and Müller
Kategorie(n): Concerto
Instrument(e): Geige
Hauptkomponist: Antonio Vivaldi
Ensemble: Ensemble Ostinato
CD-Set: 1
Katalog Nr.:
CD 3132
Freigabe: 13.02.2026
EAN/UPC: 7619931313221
(Wird einige Tage vor dem Veröffentlichungsdatum verschickt).
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VIVALDI AND MÜLLER
NATÜRLICH VERRÜCKT – WENN SICH JAHRESZEITEN BEGEGNEN
Auf einer Liste der auch ausserhalb des Klassik-affinen Kreises bekanntesten klassischen Werke sind neben Beethovens fünfter Sinfonie, Mozarts Eine kleine Nachtmusik sicherlich Vivaldis Vier Jahreszeiten ganz weit oben zu nennen. Doch nicht nur beim Publikum erfreut sich der Zyklus von vier dreisätzigen Violinkonzerten anhaltender Beliebtheit, auch Komponistinnen und Musikern bieten sie eine seit jeher schier unerschöpfliche Quelle für Inspiration. Freilich, schon bevor Vivaldis Violinkonzerte 1725 in Amsterdam erstmals im Druck erschienen, hatten sich Komponistinnen und Komponisten mit dem Thema Jahreszeiten und Natur auseinandergesetzt: Der englische Komponist Christopher Simpson verfasste die Gambafantasien The Four Seasons, und schon der Renaissancekomponist Clément Janequin liess sich in Le Chant des Oiseaux vom Vogelgesang inspirieren. Doch waren es Vivaldis Jahreszeiten, die schnell zum Fixstern dieser frühen Programmmusik avancierten. Bereits im 18. Jahrhundert adaptierten zahlreiche Komponistinnen und Komponisten das Werk oder Teile daraus, so etwa Michel Corrette, der den Frühling in ein geistliches Werk ummünzte, oder Nicolas Chédeville mit einer Bearbeitung für Musette und Drehleier. Bis heute wurde es für unzählige Formationen und Instrumente arrangiert, verjazzt, in Filmmusik und Volksmusik umgedeutet und in zeitgenössischen Werken zitiert und aufgegriffen. Der britische Komponist Max Richter komponierte gar Vivaldis Vier Jahreszeiten neu – der Winter kommt nun in einem unregelmässig stampfenden 7/8-Takt daher.
Einen nicht ganz so radikalen Ansatz verfolgt der Schweizer Komponist Fabian Müller. Im Auftrag des Festivals Murten Classics komponierte er 2016 für die Geigerin Kamilla Schatz ein Prelude und drei Intermezzi, die jeweils den Violinkonzerten vorangestellt sind. Anders als Richter lässt er so das Original intakt und bereitet die vier Konzerte mit Stimmungsbildern vor; er rollt ihnen, wie er selbst sagt, gewissermassen einen roten Teppich aus. Auch Silvan Dezini versucht in dieser Aufnahme, eine möglichst pure und schnörkellose Version der Vier Jahreszeiten zu kreieren und dabei die Klangbilder in beiden Kompositionen möglichst naturgetreu wiederzugeben. Dafür hat der Geiger auch mit Fabian Müller zusammengearbeitet: «Dies half mir zu verstehen, was Fabian mit seinen Werken aussagen wollte, und ich konnte so neue Bezüge zwischen Vivaldi und Müller entdecken.»
Das Prelude zum Frühling beginnt auf der tiefen G-Saite mit einer Girlande von Dreiklängen. Bald darauf entfalten sich fröhliche Tanzmotive, die mal wild, mal elegisch erklingen. Schliesslich mündet das Stück in einen gehaltenen Klangteppich, über dem die Sologeige das Gezwitscher der Vögel nachahmt. Ohne Unterbruch folgt Vivaldis Violinkonzert, in dem man eben diesen Vogelklang, nun in einem barocken Kontext, wieder zu hören bekommt. Auch sonst erkennt man einiges wieder, was Fabian Müller im Prelude mit eigener Klangsprache vorgezeichnet hat: so etwa die Streichertremoli aus dem ersten Satz, die Klangschichtungen des ruhigen, pastoralen Mittelsatzes, oder die Hirtentänze im dritten Satz.
Ein glücklich-beschwingter Alpsommer in den Schweizer Bergen und Kuhglocken wie in Richard Strauss’ Alpensinfonie – wer sich einen solchen Sommer vorstellt, sieht sich in Vivaldis zweitem Jahreszeit-Konzert getäuscht. Gewiss, auch er komponiert ein nicht weniger bedrohliches Gewitter. Doch auch sonst ist Vivaldis Sommer alles anders als fröhlich: Brütende Hitze lähmt Mensch und Tier, auch Kuckuck, Taube und Distelfink können daran nichts ändern, nur Fliegen und Mücken, gespielt von den Violinen, belästigen den ruhenden Hirten, während erste Donnerschläge, repräsentiert von schnellen Streicher-Sechzehntel, das Gewitter ankündigen. So ist es denn auch diese drückende Stimmung, die Müller im Intermezzo zum Sommer vorbereitet. Einzig der Mittelteil ist etwas bewegter: In einer Art doppelter Vorschau erklingen hier schon erste Kuckuck-Rufe über dem Donnergrollen der Violine.
Auch das Intermezzo zum Herbst greift die Grundstimmung des ihm folgenden Konzerts voraus. Es nimmt gleichsam den rustikalen Charakter des letzten Satzes von Vivaldis Herbst in einem scherzhaften, beschwingten Walzer verdichtet, überhöht und fast schon überspitzt vorweg. Tatsächlich geht es in Vivaldis Herbst äusserst rustikal zu und her, wie die erste Strophe des Sonetts – zu jeder Jahreszeit verfasste der Komponist ein erklärendes Sonett – verdeutlicht:
Die Bauern feiern mit Tanzen und Singen
ihre Freude über die glückliche Ernte
und sind vom Trunke des Bacchus derart berauscht,
dass sie ihr Vergnügen mit einem Schlaf beenden.
Die Beziehung zwischen Vorlage und Zusatz geht dabei über reine Stimmungsbilder hinaus. So nimmt Müller etwa die stampfenden Achtel und das Quintmotiv des dritten Satzes, der eine Jagd schildert, vorweg.
Dies ist auch im Intermezzo zum Winter nicht anders. Es beginnt mit denselben Tönen wie Vivaldis Winter und entwickelt sich zu einer «unendlichen» Melodie der Sologeige, getragen von Akkorden in den Streichern in verschiedenen Schattierungen. Gleichzeitig ist das Winter-Zwischenspiel das eigenständigste Stück der Reihe. Fabian Müller stellt dem düster-dramatischen Winter Vivaldis eine zwar nicht weniger düstere, aber dennoch ganz eigene, meditativere Interpretation der kalten Jahreszeit voran. Anders als bei Vivaldi, der in Venedig den kalten Winter wohl vor allem aus Schilderungen kannte – das Sonett handelt denn auch von nach Postkartensujets anmutenden Szenen wie dem Stampfen durch den Schnee, Sitzen am Kaminfeuer und Eislaufen auf dem zugefrorenen See – hört man im Intermezzo das Klirren der Kälte förmlich, wenn Tongirlanden des Cembalos das Knistern von Eiskristallen nachzeichnen.
Komplettiert wird die Einspielung mit einem weiteren Klassiker Vivaldis, seinen 19 Variationen über das Follia- Modell. Diese ursprünglich aus Portugal stammende Tanzform diente als melodisch-harmonisches Satzmodell zahlreichen Komponistinnen und Komponisten des Barocks als Vorlage für Variationensätze, so auch für Arcangelo Corellis abschliessende Sonate seiner Triosonatensammlung op. 5 aus dem Jahr 1700. Unweigerlich diente sie als Vorbild für den jungen venezianischen Komponisten, der fünf Jahre später sein Opus 1 ebenfalls mit einer Sonate über diese «Ausgelassenheit» oder «Verrücktheit», wie die Italiener diesen Tanz damals nannten, enden liess. Während erstere jedoch für eine Solostimme mit Generalbass geschrieben wurde, komponierte Vivaldi eine Sonate in der Triobesetzung, also mit zwei Melodieinstrumenten und Generalbass. Im Vordergrund steht somit der virtuose Schlagabtausch zwischen den beiden Sologeigen, doch auch die Bassstimme ist nicht selten in brillante imitatorische Passagen involviert. Auch heute hat die Follia nichts von ihrer Verrücktheit eingebüsst, und so passt das Stück gut in ein Programm, bei dem sich Epochen nicht nur begegnen, sondern ihre Grenzen geradezu aufgebrochen werden, was manchmal vielleicht etwas verrückt klingen mag. Wie die Jahreszeiten kehrt auch die Follia immer wieder, und innerhalb dieser Kontinuität hat es zweifellos Platz für Unvorhergesehenes und Eskapaden, sei es ein Sommergewitter oder stürmische Streicherpassagen.
Silvio Badolato
SILVAN DEZINI
Der junge Schweizer Geiger Silvan Dezini ist in Spreitenbach aufgewachsen und hat im Alter von sieben Jahren mit dem Geigenspiel begonnen. Er gewann mehrfach erste Preise mit Auszeichnungen an Wettbewerben. Darauf folgten zahlreiche solistische Auftritte im In- und Ausland, wie zum Beispiel mit der Bayrischen Philharmonie oder dem Franz Schmidt Kammerorchester. Auch kann Dezini auf einige Konzerte mit dem bekannten Geiger Sebastian Bohren zurückblicken und spielte mit dem Aargauer Ensemble Chaarts. Er besuchte Meisterkurse bei namhaften Professoren wie Igor Ozim, Ana Chumachenko oder Ingolf Turban.
Nachdem Dezini den Bachelor Klassik an der Zürcher Hochschule der Künste bei Andreas Janke abgeschlossen hat, studiert er nun den Studiengang Master-Pädagogik Klassik an der Hochschule der Künste Bern bei Bartek Niziol. Er spielt auf einer Geige der Mailänder Geigenbauerfamilie Grancino aus Schweizer Privatbesitz. Dezini ist künstlerischer Leiter der Ostinato Konzertreihe im Kanton Aargau.
FABIAN MÜLLER
Fabian Müllers (*1964) Werke wurden von Musikerinnen und Musikern wie David Zinman, Andris Nelsons, Christopher Hogwood, Steven Isserlis, Dame Evelyn Glennie oder Henning Kraggerud uraufgeführt und erklangen in renommierten Sälen wie der Carnegie Hall, der Elbphilharmonie, der Tonhalle Zürich oder dem Teatro Colón. Auftragswerke schrieb er u.a. für das Lucerne Festival, die Interlaken Musikfestwochen, Cully Classique oder das Vestfold Festspillene.
Seine Oper EIGER (2021/22) wurde von Publikum und Presse begeistert gefeiert. Auch seine Familienoper Heidi und das Weihnachtswunder (2022/23) feierte großen Erfolg. CD-Aufnahmen mit Orchestern wie dem Philharmonia Orchestra oder dem Royal Philharmonic Orchestra dokumentieren sein umfangreiches Schaffen. 2024 war er für den OPUS Klassik in der Kategorie „Komponist des Jahres“ nominiert. 2016 wurde er mit einem „Schweizer Musikpreis“ ausgezeichnet. Neben Komposition und Leitung von Festivals (TWICF, Confluence Musikfest) engagiert er sich für Volksmusik: Zehn Jahre arbeitete er an der Herausgabe der Hanny-Christen-Sammlung.
OSTINATO ENSEMBLE
Sebastian Bohren, Violine 1
Yumiko Huguenin-Dumittan, Violine 2
Markus Fleck, Viola
Andreas Fleck, Violoncello
Catalina Paredes, Kontrabass
Reymond Huguenin-Dumittan, Theorbe
Naoko Matsumoto, Cembalo
NATÜRLICH VERRÜCKT – WENN SICH JAHRESZEITEN BEGEGNEN
Auf einer Liste der auch ausserhalb des Klassik-affinen Kreises bekanntesten klassischen Werke sind neben Beethovens fünfter Sinfonie, Mozarts Eine kleine Nachtmusik sicherlich Vivaldis Vier Jahreszeiten ganz weit oben zu nennen. Doch nicht nur beim Publikum erfreut sich der Zyklus von vier dreisätzigen Violinkonzerten anhaltender Beliebtheit, auch Komponistinnen und Musikern bieten sie eine seit jeher schier unerschöpfliche Quelle für Inspiration. Freilich, schon bevor Vivaldis Violinkonzerte 1725 in Amsterdam erstmals im Druck erschienen, hatten sich Komponistinnen und Komponisten mit dem Thema Jahreszeiten und Natur auseinandergesetzt: Der englische Komponist Christopher Simpson verfasste die Gambafantasien The Four Seasons, und schon der Renaissancekomponist Clément Janequin liess sich in Le Chant des Oiseaux vom Vogelgesang inspirieren. Doch waren es Vivaldis Jahreszeiten, die schnell zum Fixstern dieser frühen Programmmusik avancierten. Bereits im 18. Jahrhundert adaptierten zahlreiche Komponistinnen und Komponisten das Werk oder Teile daraus, so etwa Michel Corrette, der den Frühling in ein geistliches Werk ummünzte, oder Nicolas Chédeville mit einer Bearbeitung für Musette und Drehleier. Bis heute wurde es für unzählige Formationen und Instrumente arrangiert, verjazzt, in Filmmusik und Volksmusik umgedeutet und in zeitgenössischen Werken zitiert und aufgegriffen. Der britische Komponist Max Richter komponierte gar Vivaldis Vier Jahreszeiten neu – der Winter kommt nun in einem unregelmässig stampfenden 7/8-Takt daher.
Einen nicht ganz so radikalen Ansatz verfolgt der Schweizer Komponist Fabian Müller. Im Auftrag des Festivals Murten Classics komponierte er 2016 für die Geigerin Kamilla Schatz ein Prelude und drei Intermezzi, die jeweils den Violinkonzerten vorangestellt sind. Anders als Richter lässt er so das Original intakt und bereitet die vier Konzerte mit Stimmungsbildern vor; er rollt ihnen, wie er selbst sagt, gewissermassen einen roten Teppich aus. Auch Silvan Dezini versucht in dieser Aufnahme, eine möglichst pure und schnörkellose Version der Vier Jahreszeiten zu kreieren und dabei die Klangbilder in beiden Kompositionen möglichst naturgetreu wiederzugeben. Dafür hat der Geiger auch mit Fabian Müller zusammengearbeitet: «Dies half mir zu verstehen, was Fabian mit seinen Werken aussagen wollte, und ich konnte so neue Bezüge zwischen Vivaldi und Müller entdecken.»
Das Prelude zum Frühling beginnt auf der tiefen G-Saite mit einer Girlande von Dreiklängen. Bald darauf entfalten sich fröhliche Tanzmotive, die mal wild, mal elegisch erklingen. Schliesslich mündet das Stück in einen gehaltenen Klangteppich, über dem die Sologeige das Gezwitscher der Vögel nachahmt. Ohne Unterbruch folgt Vivaldis Violinkonzert, in dem man eben diesen Vogelklang, nun in einem barocken Kontext, wieder zu hören bekommt. Auch sonst erkennt man einiges wieder, was Fabian Müller im Prelude mit eigener Klangsprache vorgezeichnet hat: so etwa die Streichertremoli aus dem ersten Satz, die Klangschichtungen des ruhigen, pastoralen Mittelsatzes, oder die Hirtentänze im dritten Satz.
Ein glücklich-beschwingter Alpsommer in den Schweizer Bergen und Kuhglocken wie in Richard Strauss’ Alpensinfonie – wer sich einen solchen Sommer vorstellt, sieht sich in Vivaldis zweitem Jahreszeit-Konzert getäuscht. Gewiss, auch er komponiert ein nicht weniger bedrohliches Gewitter. Doch auch sonst ist Vivaldis Sommer alles anders als fröhlich: Brütende Hitze lähmt Mensch und Tier, auch Kuckuck, Taube und Distelfink können daran nichts ändern, nur Fliegen und Mücken, gespielt von den Violinen, belästigen den ruhenden Hirten, während erste Donnerschläge, repräsentiert von schnellen Streicher-Sechzehntel, das Gewitter ankündigen. So ist es denn auch diese drückende Stimmung, die Müller im Intermezzo zum Sommer vorbereitet. Einzig der Mittelteil ist etwas bewegter: In einer Art doppelter Vorschau erklingen hier schon erste Kuckuck-Rufe über dem Donnergrollen der Violine.
Auch das Intermezzo zum Herbst greift die Grundstimmung des ihm folgenden Konzerts voraus. Es nimmt gleichsam den rustikalen Charakter des letzten Satzes von Vivaldis Herbst in einem scherzhaften, beschwingten Walzer verdichtet, überhöht und fast schon überspitzt vorweg. Tatsächlich geht es in Vivaldis Herbst äusserst rustikal zu und her, wie die erste Strophe des Sonetts – zu jeder Jahreszeit verfasste der Komponist ein erklärendes Sonett – verdeutlicht:
Die Bauern feiern mit Tanzen und Singen
ihre Freude über die glückliche Ernte
und sind vom Trunke des Bacchus derart berauscht,
dass sie ihr Vergnügen mit einem Schlaf beenden.
Die Beziehung zwischen Vorlage und Zusatz geht dabei über reine Stimmungsbilder hinaus. So nimmt Müller etwa die stampfenden Achtel und das Quintmotiv des dritten Satzes, der eine Jagd schildert, vorweg.
Dies ist auch im Intermezzo zum Winter nicht anders. Es beginnt mit denselben Tönen wie Vivaldis Winter und entwickelt sich zu einer «unendlichen» Melodie der Sologeige, getragen von Akkorden in den Streichern in verschiedenen Schattierungen. Gleichzeitig ist das Winter-Zwischenspiel das eigenständigste Stück der Reihe. Fabian Müller stellt dem düster-dramatischen Winter Vivaldis eine zwar nicht weniger düstere, aber dennoch ganz eigene, meditativere Interpretation der kalten Jahreszeit voran. Anders als bei Vivaldi, der in Venedig den kalten Winter wohl vor allem aus Schilderungen kannte – das Sonett handelt denn auch von nach Postkartensujets anmutenden Szenen wie dem Stampfen durch den Schnee, Sitzen am Kaminfeuer und Eislaufen auf dem zugefrorenen See – hört man im Intermezzo das Klirren der Kälte förmlich, wenn Tongirlanden des Cembalos das Knistern von Eiskristallen nachzeichnen.
Komplettiert wird die Einspielung mit einem weiteren Klassiker Vivaldis, seinen 19 Variationen über das Follia- Modell. Diese ursprünglich aus Portugal stammende Tanzform diente als melodisch-harmonisches Satzmodell zahlreichen Komponistinnen und Komponisten des Barocks als Vorlage für Variationensätze, so auch für Arcangelo Corellis abschliessende Sonate seiner Triosonatensammlung op. 5 aus dem Jahr 1700. Unweigerlich diente sie als Vorbild für den jungen venezianischen Komponisten, der fünf Jahre später sein Opus 1 ebenfalls mit einer Sonate über diese «Ausgelassenheit» oder «Verrücktheit», wie die Italiener diesen Tanz damals nannten, enden liess. Während erstere jedoch für eine Solostimme mit Generalbass geschrieben wurde, komponierte Vivaldi eine Sonate in der Triobesetzung, also mit zwei Melodieinstrumenten und Generalbass. Im Vordergrund steht somit der virtuose Schlagabtausch zwischen den beiden Sologeigen, doch auch die Bassstimme ist nicht selten in brillante imitatorische Passagen involviert. Auch heute hat die Follia nichts von ihrer Verrücktheit eingebüsst, und so passt das Stück gut in ein Programm, bei dem sich Epochen nicht nur begegnen, sondern ihre Grenzen geradezu aufgebrochen werden, was manchmal vielleicht etwas verrückt klingen mag. Wie die Jahreszeiten kehrt auch die Follia immer wieder, und innerhalb dieser Kontinuität hat es zweifellos Platz für Unvorhergesehenes und Eskapaden, sei es ein Sommergewitter oder stürmische Streicherpassagen.
Silvio Badolato
SILVAN DEZINI
Der junge Schweizer Geiger Silvan Dezini ist in Spreitenbach aufgewachsen und hat im Alter von sieben Jahren mit dem Geigenspiel begonnen. Er gewann mehrfach erste Preise mit Auszeichnungen an Wettbewerben. Darauf folgten zahlreiche solistische Auftritte im In- und Ausland, wie zum Beispiel mit der Bayrischen Philharmonie oder dem Franz Schmidt Kammerorchester. Auch kann Dezini auf einige Konzerte mit dem bekannten Geiger Sebastian Bohren zurückblicken und spielte mit dem Aargauer Ensemble Chaarts. Er besuchte Meisterkurse bei namhaften Professoren wie Igor Ozim, Ana Chumachenko oder Ingolf Turban.
Nachdem Dezini den Bachelor Klassik an der Zürcher Hochschule der Künste bei Andreas Janke abgeschlossen hat, studiert er nun den Studiengang Master-Pädagogik Klassik an der Hochschule der Künste Bern bei Bartek Niziol. Er spielt auf einer Geige der Mailänder Geigenbauerfamilie Grancino aus Schweizer Privatbesitz. Dezini ist künstlerischer Leiter der Ostinato Konzertreihe im Kanton Aargau.
FABIAN MÜLLER
Fabian Müllers (*1964) Werke wurden von Musikerinnen und Musikern wie David Zinman, Andris Nelsons, Christopher Hogwood, Steven Isserlis, Dame Evelyn Glennie oder Henning Kraggerud uraufgeführt und erklangen in renommierten Sälen wie der Carnegie Hall, der Elbphilharmonie, der Tonhalle Zürich oder dem Teatro Colón. Auftragswerke schrieb er u.a. für das Lucerne Festival, die Interlaken Musikfestwochen, Cully Classique oder das Vestfold Festspillene.
Seine Oper EIGER (2021/22) wurde von Publikum und Presse begeistert gefeiert. Auch seine Familienoper Heidi und das Weihnachtswunder (2022/23) feierte großen Erfolg. CD-Aufnahmen mit Orchestern wie dem Philharmonia Orchestra oder dem Royal Philharmonic Orchestra dokumentieren sein umfangreiches Schaffen. 2024 war er für den OPUS Klassik in der Kategorie „Komponist des Jahres“ nominiert. 2016 wurde er mit einem „Schweizer Musikpreis“ ausgezeichnet. Neben Komposition und Leitung von Festivals (TWICF, Confluence Musikfest) engagiert er sich für Volksmusik: Zehn Jahre arbeitete er an der Herausgabe der Hanny-Christen-Sammlung.
OSTINATO ENSEMBLE
Sebastian Bohren, Violine 1
Yumiko Huguenin-Dumittan, Violine 2
Markus Fleck, Viola
Andreas Fleck, Violoncello
Catalina Paredes, Kontrabass
Reymond Huguenin-Dumittan, Theorbe
Naoko Matsumoto, Cembalo
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